Bühnenbild

Bühnenbild

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Büh|nen|bild 〈n. 12künstler. gestaltete Ausstattung der Bühne mit Kulissen, plast. Bauten, Vorhängen usw.

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Büh|nen|bild, das:
Ausgestaltung der Bühne (1 a) für eine bestimmte Szene bzw. ein bestimmtes Theaterstück.

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Bühnenbild,
 
die bildhafte szenische Gestaltung der Bühne für die Aufführung mithilfe von Dekorationsteilen (Kulissen, Prospekte, Requisiten u. a.) und der Beleuchtung.
 
In der Antike finden sich Ansätze zum Bühnenbild in Form von Theatermalerei (»Skenographia«), im hellenistischen und römischen Theater wurden die Proskenien reicher ausgestaltet. Das heutige Bühnenbild hat seine Anfänge im 16. Jahrhundert in Italien: Im Gegensatz zur mittelalterlichen »Raumbühne« auf freiem Platz entwickelte die Renaissance in Anlehnung an das Theater der römischen Antike (Vitruv) eine meist im Inneren eines Saales gelegene Bühne mit teils gemalter, teils aufgebauter perspektiv. Dekoration. Die flache Architektur des Bühnenraums suchte man durch Raumillusion zu verschleiern. Die »Winkelrahmenbühne« der Renaissance kannte drei Dekorationstypen: für Tragödie, für Komödie und für Satyrspiel. Die Möglichkeit der Verwandlung kam erst im Barock auf, zunächst in den Telari (drehbare Prismen), später durch die Erfindung der Kulissen (auf Schienen laufende, mit bemalter Leinwand bespannte Rahmen, durch einen Hintergrundprospekt abgeschlossen), Anfang des 17. Jahrhunderts durch G. B. Aleotti (* 1546, ✝ 1636) im Teatro Farnese in Parma, die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts als Normalsystem erhalten haben; in Deutschland wurde diese Illusionskunst von J. Furttenbach im 17. Jahrhundert eingeführt. In diesem Sinn wirkten in Frankreich G. Torelli, in Wien L. Burnacini, in England I. Jones und in Italien F. Juvarra. Entscheidenden Einfluss auf die Dekorationen des Hoch- und Spätbarock übte die italienische Künstlerfamilie Galli da Bibiena aus (Übergang von der Zentral- zur Winkelperspektive durch Ferdinando Galli da Bibiena, Anwendung verschiedener Fluchtpunkte). Nach dem Ausstattungsprunk besonders der Barockoper wurde das Bühnenbild wieder wesentlich bescheidener, diente jedoch weiterhin vorrangig der Herstellung einer Raumillusion. Mit G. Fuentes (1796-1805 in Frankfurt am Main) wendete sich die Theaterdekoration wieder der reinen Architektur zu. Auch K. F. Schinkel (seit 1816 Dekorateur am Berliner Hoftheater) neigte zu architektonischer Dekoration, achtete aber besonders auf die Gesamtbildwirkung. Nach Schinkels Vorbild arbeitete K. Blechen. Im Gefolge des Historismus wurden historisch echte Möbel und Requisiten, plastische Mauern, Brunnen und Schrägen verwendet, so bei den Meiningern.
 
Gegen das im Naturalismus erstarrte Bühnenbild wandten sich die französischen Symbolisten im »Théâtre de l'Art« des Dichters P. Fort mit Entwürfen von P. Bonnard, M. Denis und O. Redon. Große Beachtung fanden die von S. P. Diaghilew 1909 nach Paris gebrachten »Ballets Russes«, für die stilistisch sehr verschiedene Bühnenbilder entstanden: betont dekorativ mit zum Teil folkloristische Anklängen von L. Bakst und A. Benois, im Stil des Rayonismus von M. F. Larionow und N. S. Gontscharowa und mit kubistischen Anklängen von P. Picasso. Internationale neue Wege wiesen der Schweizer A. Appia, der Brite E. G. Craig und der Wiener A. Roller: Sie gestalteten den Raum mit oft abstrakt geformten Gebilden und arbeiteten mit Lichteffekten. Der Regisseur M. Reinhardt verwendete ihre und andere bühnentechnischen Erfindungen im Dienst eines modernen illusionistischen Bühnenbildes; die neu eingeführte Drehbühne ermöglichte dynamische Wirkungen. Als künstlerischer Berater hatte er Maler wie E. Munch, L. Corinth, M. Slevogt, E. Orlik, K. Walser oder Bühnenbildner wie E. Stern, O. Strnad. Auch der Expressionismus griff mit seinem die Wirklichkeit symbolisch verzerrenden oder abstrakten Bühnenbild auf Anregungen von Appia und Craig zurück (L. Jessner). E. Piscator brachte im Dienst seines politischen Theaters Projektionen, Filmausschnitte und beispielhafte Eisenkonstruktionen auf die Bühne.
 
Die weitere Entwicklung wird durch zwei Richtungen bestimmt: 1) die vom Weimarer Bauhaus ausgehende noch stärkere Abstrahierung der Szene, die dieser eine eigene Bildwirkung im Geist der modernen Kunst geben wollte (O. Schlemmer, L. Moholy-Nagy, E. Dülberg, F. Mertz, T. Kantor u. a.); 2) die v. a. vom Brechttheater geförderte Bewusstmachung der Architektur des Bühnenraums (z. B. Sichtbarkeit der Lichtquellen, Antiillusionismus: C. Neher, Traugott Müller, T. Otto). Mehr impressionistisch wirkte dagegen E. Preetorius. Weitere Bühnenbildner: C. Klein, E. Pirchan; dann K. van Appen, R. Gliese, R. Heinrich, W. Znamenacek. - Im Theater - sowohl Schauspiel wie Oper - der Gegenwart zeigt sich nach einer Periode eher karger Bildlichkeit in den 60er-Jahren eine von Bühnenbildnern und Regisseuren (häufig besteht Personalunion, z. B. bei K.-M. Grüber, W. Minks, J.-P. Ponnelle) gemeinsam geschaffene neue Bildersprache, sowohl als freie Assoziation zu Elementen eines Werkes wie auch als deren selbstständige Interpretation. Bühnenbildner der Gegenwart: Leni Bauer-Ecsy, L. Damiani, A. Freyer, K.-E. Herrmann, A. Manthey, Ita Maximowna, J. Rose, H. Sagert, G. Schneider-Siemssen, J. Svoboda, H. Wendel, E. Wonder. (Theater)
 
 
O. Schuberth: Das B. (1955);
 
Bühne u. bildende Kunst im 20. Jh., hg. v. H. Rischbieter (1968);
 
Theatre space. 8. world congress. .. 1977, hg. v. J. F. Arnott (München 1977).

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Büh|nen|bild, das: Ausgestaltung der ↑Bühne (1 a) für eine bestimmte Szene bzw. ein bestimmtes Theaterstück: ... unterstützt durch das mit wenigen Mitteln stimmungsvoll entworfene B. (FR 17. 12. 98, 35).

Universal-Lexikon. 2012.

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